Zeitreise zum Gedenken
Alljährlich am Totensonntag ziehen die Bilker Schützen, nach einer Gedenkfeier in der Kapelle des Südfriedhofs, zum 2015 errichteten Ehrenmal wo sie ihrer verstorbenen Kameraden gedenken.
Zu Beginn hatte der erste Chef Ulrich Müller in der Friedhofskapelle daran erinnert, dass die Bilker im nächsten Jahr ihr 575-jähriges Jubiläum feiern. Ohne Mitwirkung von Mitgliedern der Vorzeit wäre das niemals zu Stande gekommen. Man sollte Ihnen dankbar sein, denn sie haben genau wie die Mitglieder heute, für den Verein gearbeitet und sich um das Fort-, und Wohlbestehen gekümmert.
Kleine Namen, große Namen, das ist egal – Ihnen allen gehört Wertschätzung für ihr Engagement. Dieses wiederum gehört zur Schützentradition, die ein respektvolles und großartiges Miteinander, Verstehen und Kameradschaft möglich macht. Manchmal eben auch mit Vorbildern aus der Vergangenheit, so wie bei der Ehrung eines besonders verdienten Kameraden.
2019 wiederholt sich zum 75. Male der Todestag von Jean Hinkel, stadtbekannter Bäcker aus Düsseldorf und Ehrenchef des Bilker Regiments. Michael Schwarz würdigte als 2.ter Chef in seiner Rede diese außergewöhnliche Persönlichkeit aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts.
Im Jahr 1901 wurde Jean Hinkel, nachdem er erst wenige Tage zuvor in den Bilker Verein eingetreten war, Schützenkönig in Bilk. Er war von Beginn an überzeugter Schütze: „mit Gott und Sankt Sebastian, fange ich das Jahrhundert an“ ließ er in das, von ihm gestiftete, Königsilber gravieren. 1902 wählte ihn seine Gesellschaft zum ersten Hauptmann, durch gute Arbeit wurde der Hauptvorstand auf ihn aufmerksam, ab 1907 wirkte er von dort als Schriftführer. Die Bilker verdanken ihm viele wertvolle Aufzeichnungen aus diesen Jahren.
1925 wurde Jean Hinkel zum ersten Chef der Bilker Schützen gewählt. Im Jahr 1930 gelang ihm ein mutiger und zukunftsweisender Schritt indem er den Bilkern einen eigenen Schützenplatz am Aachener Platz bescherte. 1935 legte er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder und wurde zum Ehrenchef des Vereins ernannt. 1944 verstarb Jean Hinkel im Alter von 82 Jahren.
Es ist bemerkenswert, wie sich das Wirken solcher Persönlichkeiten bis in die heutige Zeit fortsetzt. So ist Urenkel Josef Hinkel bis heute, durch sein Protektorat zu den fünften Schützen, den Bilker Schützen intensiv verbunden. Dort wiederum ist Jean Hinkel mittels eines Portraits, welches bei keinem größeren Anlass fehlen darf, allgegenwärtig. Offensichtlich auch in den Köpfen der Mitglieder: „Jean Hinkel war Vereins-, und Familienmensch durch und durch, er hat immer zugesehen die Menschen beieinander zuhalten, so ist er Vorbild für mich und meinen ersten Hauptmann Andreas!“ so der zweite Hauptmann der fünften Schützen, Sebastian Krombholz, als diese Gesellschaft ebenfalls zum Gedenken ein Gesteck am Familiengrab der Hinkels niederlegte.
Die Ehrung des Letztverstorbenen
(Michael Kohn)
Manfred Schulte (Reserve Bilk9 verstarb am 3. September 2019.
Mitte der Fünfzigerjahre trat er in die Kompanie ein, wurde 1959 Kompaniekönig. In den achtziger Jahren war er Schriftführer, bis er aus privaten und beruflichen Gründen die Mitgliedschaft nur noch passiv weiterführte. Nach seinem Wiedereintritt übernahm er noch mal für einige Jahre den Posten des Schriftführers. Er war stets ein Kamerad der sich keine Arbeit zu schade war und unterstützte alle Kameraden gerne im Hintergrund.
Der verdiente Kamerad – Jean Hinkel
(Michael Schwarz)
„Mit Gott und Sankt Sebastian, fang ich das Jahrhundert an“
Das ließ, aus Anlass seiner Bilker Regimentskönigswürde, Jean Hinkel im Jahre 1901 auf das von ihm gestiftete Königssilber gravieren. Am Schützenfestmontag 1901, konnte er mit einem wahren Meisterschuss die Platte von der Stange holen. Etwas ungewöhnlich war es schon, denn ist er erst am Schützenfestsamstag in die 5. Grenadiere (der heutigen 5. Schützen) und somit im Bilker Schützenverein eingetreten.
Im Jahre 1902 wurde Jean Hinkel zum 1. Hauptmann seiner Gesellschaft gewählt. Der Hauptvorstand wurde auf ihn aufmerksam und so wurde Jean Hinkel 1907 als Brudermeister in den Hauptvorstand berufen und übernahm kurze Zeit später das Amt des Schriftführers. Jean Hinkel ist es zu verdanken, dass schriftliche Aufzeichnungen aus diesen Jahren vorhanden sind. Denn als erster schrieb er viele Geschehnisse aus dem Vereinsleben in Berichtform, so dass wir heute über einen großen Wissensschatz aus dieser Zeit verfügen.
Beruflich war Jean Hinkel „Bäcker aus Leidenschaft“. Nach seiner Militärzeit lernte er seine spätere Frau Katharina kennen und lieben. Beide eröffneten in Düsseldorf eine Backstube.
Ehrenamtlich engagierte sich Jean Hinkel als Vorsteher des Städtischen Wohlfahrtsamtes, als Gerichtsbesitzer und im Kirchenvorstand der Gemeinde St. Martin.
In der Jahreshauptversammlung 1925 wurde Jean Hinkel zum 1. Chef des Bilker Regiments gewählt. Sein größtes Bestreben war dem Bilker Verein ein eigenes zuhause zu beschaffen. Das gelang ihm im Jahre 1930. Vom alten, aber gepachteten Schützenplatz, zogen die Bilker Schützen, am 16.08.1930, zum eigenen Schützenplatz am Aachener Platz. Mit der feierlichen Einweihung des neuen Geländes wurde das Schützenfest eröffnet. Für die damalige Zeit ein mutiger, aber zukunftsweisender Schritt.
Gesundheitlich bedingt, legte Jean Hinkel am 22.10.1935 sein Amt nieder und Schmitze Backes Wilhelm Schmitz wurde sein Nachfolger. In dieser Generalversammlung wurde Jean Hinkel zum Ehrenchef des Bilker Vereins ernannt.
Am 19.05.1944 verstarb Jean Hinkel im Alter von 82 Jahren und wurde unter einer großen Anteilnahme der Düsseldorfer Vereine zu Grabe getragen.
Nun, im Jahr 2019 ist der Todestag von Jean Hinkel 75 Jahre her. Lieber Jean Hinkel, wir haben dir viel zu verdanken und haben und werden Dich nicht vergessen.
Zum Gedenken
(Eröffnungsrede Uli Müller)
Liebe Schützenkameraden und – Kameradinnen,
ich begrüße euch alle zu unserer Gedenkfeier und bedanke mich dass ihr wieder so zahlreich erschienen seid. „Bist du da“ sang eben Herbert Grönemeyer.
Ja wir sind da, um unseren verstorbenen Kameraden und deren Frauen zu gedenken.
Wir feiern im „nächsten Jahr unser 575 jähriges Jubiläum. In dieser Zeit hatten wir mehrere Tausend Mitglieder. Den ehemaligen Mitgliedern die in diesen Jahren verstorben sind
denen wollen wir heute besonders Gedenken. Denn ohne ihren Einsatz in den 575 Jahren würde unser Verein im nächsten Jahr nicht dieses Jubiläums feiern.
Wir erinnern uns immer an die verstorbenen Mitglieder, die wir selbst noch kannten, aber die die wir nicht kannten die sollten wir heute ganz besonders in unsere Gedanken einbeziehen. Denn sie haben genauso wie wir heute für unseren Verein gearbeitet und sich um das Wohlbestehen unseres Vereins gekümmert.
Ich bin davon überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und ich glaube das oben im Himmel, alle ehemaligen Mitglieder den Bilker Verein genauso führen wie sie es hier unten auf Erden gemacht haben. Gleichzeitig glaube ich, dass sie auf uns herabsehen und bestimmt auch stolz sind wie wir den Verein weiterführen.
Laßt uns heute ganz besonders an sie denken und ihr Lebenswerk weiter so führen das es dem Bilker Schützenverein immer gut geht. Sie sollen weiter in unserem Gedächtnis bleiben und auch bei unseren Unterhaltung immer die Erinnerungen auffrischen, denn
denkt an unserem Spruch am Grab bei dem Begräbnis
„Wir werden euch nie vergessen“.
Einmal werden wir sie wiedersehen und werden auch die kennenlernen die vor hunderten von Jahren in unserem Verein waren. In diesem Sinne werden wir nun in dieser Gedenkfeier, die Jürgen Keldungs durchführen wird, an alle unsere verstorbenen Kameraden und deren Frauen gedenken.
In der Gedenkfeier sollten wir jedoch auch für unsere Kranken beten, damit sie wieder gesund werden und bald wieder bei uns sind.
Danach werden wir zu unserer Gedenkstätte ziehen und dort an den zuletzt verstorbenen und einem langjährig verstorbenen Kameraden stellvertretend für alle anderen gedenken.